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Innovation und Maintenance, zwei Seiten einer Medaille

Von Theresa Röcher

In News

Während der UN Open Source Week 2025 sprach Adriana Groh auf dem OSPOs For Good Summit im Rahmen der Plenumsdiskussion „The Role of Open Source in Digital Public Infrastructure“ mit Dr. Wolfgang Gehring, Miller Abel, Gabriele Columbro und Franck Greverie. Im Folgenden findest du ihre Kommentare zum Thema digitale Infrastruktur.

Die Diskussion umfasste viele wichtige Themenbereiche: von der Frage, inwiefern Open Source-Tools und -Communitys digitale öffentliche Infrastruktur unterstützen, bis hin zur Frage, wie Regierungen und Institutionen dabei helfen können, diese Arbeit nachhaltiger und sicherer zu gestalten. Unter der Moderation von Ruth Ikegah hob Adriana Groh gemeinsam mit Wolfgang Gehring (Mercedes-Benz Tech Innovation), Miller Abel (Gates Foundation), Gabriele Columbro (Linux Foundation Europe) und Franck Greverie (Capgemini) die Notwendigkeit von Zusammenarbeit, die Finanzierungsherausforderungen und die Strategien für eine langfristige Wirkung hervor.

Die nachstehenden Ausführungen wurden zum besseren Verständnis abgeändert und gekürzt.

Infrastruktur umfasst mehrere Ebenen, es ist ein großes Wort. Die unterschiedlichen Infrastrukturebenen und die Komplexität in diesen Bereich zu adressieren, ist von zentraler Bedeutung.

Bei der Sovereign Tech Agency konzentrieren wir uns auf die Software, die Entwickler*innen benötigen, um Software zu entwickeln – das nennen wir „Infrastruktur“. Hier versteht man etwas anderes darunter: Digital Public Infrastructure (DPI). Beides ist sehr wichtig und existiert gleichzeitig. Wir müssen verstehen, wie diese beiden Aspekte miteinander verbunden sind. Dabei muss uns bewusst sein, dass wir sie auf unterschiedliche Weise adressieren müssen, wenn wir mit einer offenen digitalen Infrastruktur, die dem Interesse der Öffentlichkeit dient, etwas erreichen wollen.

Die Sovereign Tech Agency ist im Prinzip eine staatliche Organisation, die über öffentliche Beschaffung in die Wartung digitaler Infrastruktur investiert und dabei mehr Offenheit und Teilhabe gewährleistet. Dadurch können die verschiedenen Beteiligten Software entwickeln und warten und Innovationen auf den Weg bringen. Unserer Ansicht nach ist dies der entscheidende Faktor für bessere Ergebnisse, mehr Engagement, einen gesunden Wettbewerb und Innovation. All das brauchen wir, um die Sustainable Development Goals (SDGs) zu erreichen, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und unsere Ziele zu verwirklichen – ganz gleich, wie diese aussehen.


Was muss eine Regierung im 21. Jahrhundert leisten?

Wir versuchen, einen Blueprint zu erstellen. Denn wir sind davon überzeugt, dass wir mit einem spezifischen Ansatz neue Wege einschlagen und dadurch versuchen, eine neue Rolle für Regierungen zu gestalten. Was muss eine Regierung im 21. Jahrhundert leisten? Wir hatten das Beispiel der Flughäfen. Bei einigen Aufgaben haben wir uns hier auf eine Zusammenarbeit verständigt, da Kollaboration eine Verbesserung bedeutet. Wir investieren in die Infrastruktur, wenn es um Straßen und Brücken geht. Jetzt müssen wir herausfinden, wie das in der digitalen Welt möglich ist. Den Blueprint, den wir entwickeln wollen, macht die Regierung stärker: Wie können wir dies nachhaltig, sicher und im Einklang mit unseren Werten umsetzen und anschließend mit anderen teilen? Es genügt nicht, wenn nur einzelne es umsetzen – wir müssen das gemeinsam tun. Deshalb freuen wir uns sehr, dass wir in der UN darüber sprechen.

Digitale Souveränität ist eine globale Aufgabe, die nicht an Grenzen Halt macht. Digitale Infrastruktur verbindet uns alle, es ist ein gemeinsames Ökosystem.


Regierungen, Geld und wie Open Source entsteht

Diese Bedingungen und auch die Produktionslogik von Open Source-Software zu verstehen, ist für Regierungen und alle Akteur*innen wichtig, um in diesem Ökosystem erfolgreich zu sein.

Tatsache ist auch, dass Geld leider nicht alle Probleme löst. Es kann falsche Anreize schaffen, Stress und Druck erhöhen und Communitys spalten. Es kann kurzfristig Gutes bewirken, doch langfristig schaden. All diese Faktoren müssen wir berücksichtigen, wenn wir unsere gemeinsame digitale Infrastruktur und Open Source-Communitys gezielt unterstützen wollen.

Darüber hinaus müssen wir Produktionslogik im Sinne von Governance-Modellen verstehen. Dies ist häufig der entscheidende Aspekt. Wir können nicht einfach in Communitys, die bereits seit sehr langer Zeit dezentral und auf freiwilliger Basis arbeiten, neue Modelle von oben einführen.

Gleichzeitig müssen verhindern, dass es zu Burn-out unter Freiwilligen kommt und zu mehr Sicherheitsproblemen als Folge einer rasanten Zunahme von KI in der Softwareentwicklung. KI verursacht viel Stress auf der Infrastrukturebene. Die gute Absicht, mehr Unterstützung zu leisten, kann nach hinten losgehen, wenn wir nicht all das berücksichtigen.


Kontinuierliche Investitionen in wichtige Open Source Komponenten

Wir sind im öffentlichen Beschaffungswesen tätig. Das ist kein netter Bonus, sondern absolut notwendig. Wir alle stützen uns auf Open Source. Unabhängig davon, um welches Produkt es sich handelt, ist sie das Fundament. Es geht nicht darum, ab und zu für eine kurze Zeit Gelder bereitzustellen, sondern zu verstehen, dass kontinuierlich investiert werden muss und dass sich diese Investitionen in vielerlei Hinsicht auszahlen werden. Außerhalb dieses Rahmens wird das oft noch als Nischenthema betrachtet.

Die Aufrechterhaltung dieses Ökosystems nimmt einen Großteil der Zeit in Anspruch. Wir sind alle begeistert von Innovationen, wir haben Hackathons veranstaltet – das ist natürlich weiterhin wichtig. Doch wir müssen verstehen, dass das zwei Seiten derselben Medaille sind und dass wir ohne die Aufrechterhaltung dieses Ökosystems niemals auf gesunde und nachhaltige Weise innovativ sein können. Das muss auch außerhalb dieses Rahmens allen klar sein.

Die vollständige Paneldiskussion ist auf UN Web TV verfügbar. Ab Minute 01:58:24:

Das Panel auf UN Web TV ansehen


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